Das Logo von Ecosia wird vor einem Baum gehalten

Klimaschutz im Internet: die Öko-Suchmaschine Ecosia

Wer nach seinem ökologischen Fußabdruck gefragt wird, denkt wahrscheinlich an Flugreisen, Fast-Fashion oder den Fleischkonsum – nicht aber an die schnelle Websuche in der Mittagspause. Die alltägliche Internetnutzung ist ein oft stark unterschätzter Faktor beim Thema Energieverbrauch und CO2. Bereits mit der Energie von 20 Suchanfragen auf Google kann beispielsweise eine Energiesparlampe für eine Stunde brennen. Bei 3,8 Millionen Google-Anfragen die Minute und 4 Milliarden weltweiten Internetnutzern wird daher schnell deutlich, welche gravierende Bedeutung der Energieverbrauch des IT-Sektor in der aktuellen Klimawandel-Debatte hat. [1]

Eine Antwort auf diese sich verschärfende Klimabilanz der IT-Branche versucht die ökologische Suchmaschine Ecosia zu liefern: das Berliner Start-Up versteht sich als grüne Alternative zu Webdiensten wie Google und Co. und will das Bewusstsein für klimaschädliche IT-Strukturen stärken.

Im heutigen Blog-Beitrag zeigen wir Ihnen daher, welche Folgen die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien tatsächlich für Klima und Umwelt haben und wie Dienste wie Ecosia diesem Trend versuchen entgegenzuwirken.

Klima und Internet

Das Internet ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Im Berufsleben, zum Einkaufen oder in der Freizeit – der Mensch ist nahezu durchgehend online. Aber dabei hat jeder Klick im Internet – ob Surfen, Suchen oder Streamen – reale Konsequenzen für das Klima. Denn das Internet ist keine rein virtuelle Datenwolke, sondern stützt sich auf eine reale, physische Infrastruktur.

Einerseits verbrauchen natürlich die Nutzungsgeräte wie Laptops, Smartphones oder Tablets Ressourcen bei der Herstellung sowie im Betrieb. Den immer weiter steigenden Löwenanteil machen allerdings die eigentliche Infrastruktur aus: das Kommunikationsnetz und die Server. Hinter jeder Website steht ein Server, das heißt ein Großrechner, auf dem rund um die Uhr Daten gespeichert und bereitgestellt werden. Und diese Rechenzentren verbrauchen enorme Mengen an Energie. Dabei schlägt neben dem eigentlichen Betrieb vor allem die Kühlung der Server in der Energiebilanz zu Buche: 50% des verbrauchten Stroms müssen für die Kühlung der Rechner verwendet werden. Insgesamt machen Informations- und Kommunikationstechnologien daher bereits heute 7% des weltweiten Stromverbrauches aus. Eine Zahl, die bis 2025 auf knapp 20% steigen wird. Mit dieser Entwicklung werden IT-Services bereits 2020 für bis zu 3,5% der globalen Emissionen verantwortlich sein – ein Wert, der dem weltweiten Flugverkehr entspricht. [2]

Als Reaktion auf eben diese erschreckenden Umwelteinwirkungen wurde Ecosia geboren. Die Online-Suchmaschine aus Deutschland zeigt, welchen Effekt eine scheinbar so simple individuelle Entscheidung, wie die Wahl der Suchmaschine, auf Klima und Umwelt haben kann und wie Internetdienste auch umweltfreundlich funktionieren können.

Was ist Ecosia?

Erst im Oktober letzten Jahres sorgte das Berliner Start-Up Ecosia erneut für reges Aufsehen. Geschäftsführer Christian Kroll machte öffentlich ein Kaufangebot von 1 Millionen € für den Hambacher Forst. Die RWE schlug das Angebot wenig beeindruckt aus – das Unternehmen konnte allerdings noch einmal medienwirksam die eigenen Werte unterstreichen. Denn die 2009 zur UN-Klimakonferenz gegründete Online-Suchmaschine setzt sich mit ihrer ökologischen Websuche und Unternehmensphilosophie gegen digitale Klimaverschmutzung ein.

das Logo von Ecosia auf weißen Hintergrund

Durch Surfen Bäume pflanzen

Aber wie genau funktioniert das, eine ökologische Suchmaschine? Kurz gesagt: wer Ecosia nutzt, bekommt nicht nur Suchergebnisse, sondern pflanzt gleichzeitig Bäume. Über 50 Millionen Bäume hat das Unternehmen laut eigenen Angaben bereits gepflanzt. Denn 80% der Einnahmen der Suchmaschine werden an 20 Aufforstungsprojekte in 15 verschiedenen Ländern gespendet. So werden ausgewählte Projekte in beispielsweise Burkina Faso, Madagaskar, Peru, Indonesien und Tansania unterstützt.

Das Geld hierfür verdient Ecosia über Affiliate-Links und Werbung. Tatsächlich ist „die Suchmaschine, die Bäume pflanzt“ dabei keine originäre Suchmaschine, sondern nutzt den Algorithmus von Microsofts Suchmaschine Bing. Nach einer Suchanfrage werden also die Suchergebnisse von Bing ausgespielt – organische sowie gesponserte Links. Wird dann auf einen Werbelink geklickt, erhält Ecosia einen Anteil des Geldes, den Bing durch die Search Ads verdient. Laut eigenen Angaben sind das im Schnitt 0,50 Cent pro Suche.

Die ökologische Alternative zu Google

Durch die Aufforstungsprojekte ist Ecosia eine CO2 neutrale Suchmaschine. Eine reguläre Suchanfrage hat einen durchschnittlichen CO2-Fußabdruck von 0.2 Gramm CO2. Dieser Ausstoß wird laut Ecosia durch die gepflanzten Bäume sowie die Nutzung von erneuerbaren Energien neutralisiert: es braucht im Schnitt 50 Suchanfragen, um einen Baum zu pflanzen. Mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15 Jahren entfernt dieser Baum insgesamt 50kg CO2 aus der Atmosphäre – also 1kg CO2 pro Suchanfrage. Zudem wird das Rechenzentrum der Website-Server zu 100% aus erneuerbaren Energien versorgt. Somit ist Ecosia nicht nur CO2 neutral, sondern entzieht der Umwelt sogar CO2.

Datenschutz und Transparenz

Neben dem Schutz der Umwelt sind der Schutz der Privatsphäre und eine größtmögliche Transparenz Teil der Ecosia Vision. Es werden keine Nutzerdaten an Werbetreibende verkauft, keine persönlichen Nutzerprofile erstellt und alle Suchen nach 7 Tagen anonymisiert. Die Suchmaschine teilt kontinuierlich Projekt Updates auf ihren Social-Media-Kanälen und die monatlichen Finanzberichte werden für jeden einsehbar im Internet veröffentlicht. So können Einnahmen und Ausgaben von jedem Nutzer auf der Website nachvollzogen werden. Wie etwa hier als Beispiel für den November 2018 [3]:

  • Gesamteinnahmen: €941.239
  • Rücklagen 111.851 €
  • Betriebskosten 214.751 €
  • Investitionen in neue Baumpflanzungen 440.925€ (entspricht 47% Umsatz bzw. 80% des Gewinns)

Im Oktober 2018 wurde die Ecosia GmbH zudem in eine Purpose AG umgewandelt. Dieser Schritt bedeutet, dass das Unternehmen Aktien weder gewinnbringend noch an Personen außerhalb des Unternehmens verkaufen kann und dass keine Gewinne entnommen werden dürfen. Also kann kein fremdes Unternehmen Ecosia kaufen und alle Überschüsse werden in das Unternehmen reinvestiert. Die Entscheidung wurde getroffen, um ein klares Zeichen zu setzen: bei Ecosia geht es um Umweltschutz – nicht um Profit.

Gibt es auch Kritik?

Ecosia nutzt den Suchalgorithmus von Bing – und damit auch deren Server. Während die für Ecosia Website genutzten Server zu 100% aus erneuerbaren Energien laufen, ist dies für die Rechenzentren von Bing nicht der Fall. Das geht aus einem Bericht von Greenpeace zum Energieverbrauch in der IT-Branche hervor. Hier bleibt Microsoft mit knapp einem Drittel grüner Energie hinter etwa Apple (83%), Facebook (67%) oder Google (56%) zurück.[4] Allerdings hebt der Greenpeace Bericht auch Microsofts verstärkte Bemühungen hin zu einer klimaneutralen IT positiv hervor. 2018 konnte der Konzern sein Ziel einer zu 50% erneuerbaren Energieversorgung durch gezielte Investitionen in Solarstrom erreichen. Bis 2020 soll dieser Wert dann auf mindestens 60% steigen.

Fazit

Wer Ecosia zum Surfen nutzt, tut auf jeden Fall etwas Gutes – für die Umwelt allgemein und den eigenen ökologischen Fußabdruck im Internet. Trotz Kritik an der Microsoft Kooperation stehen die erfolgreichen Aufforstungsprojekte und negative CO2-Bilanz für sich. Natürlich können Projekte, wie Ecosia, das globale Klimaproblem der IT-Branche nicht im Alleingang abwenden. Um die rasanten Zuwachsraten der Internetnutzer und internetfähigen Geräte zu kompensieren, müssen die großen Tech-Konzerne energieeffizienter und vor allem ökologischer werden. Dafür muss in eine klimaschonende Infrastruktur in Form von optimierten Server-Leistungen, besseren Kühlsystemen und einer 100-prozentigen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien investiert werden.

Erfreulicherweise haben eine Vielzahl der Global Player der IT-Branche diesen Handlungsbedarf erkannt. So zeigen laut Greenpeace Bericht etwa Apple, Google und Facebook einen deutlichen Anstieg bei der Verwendung von sauberen Energiequellen. Wir sagen „weiter so!“ und hoffen, dass wir Sie ein bisschen zum Nachdenken angeregt haben. Wir jedenfalls werden uns direkt mal im Team zusammensetzen und über Möglichkeiten sprechen, wie wir im kleinen und großen Rahmen – sowohl bei AUSGEZEICHNET.ORG als auch privat – nachhaltiger und umweltschonender agieren können.


[1] WirtschaftsWoche: Jede Minute im Internet 2018

[2] ResearchGate: Total Consumer Power Consumption Forecast (2017)

[3] https://documents.ecosia.org/467540

[4] Greenpeace: Grüner Klicken (2016)